Hofmannsthal Matinee

Wüthende Welten aus bohrender Prosa.
Hugo von Hofmannsthal 

Jedermann, Rosenkavalier und der Schwierige, drei Hugo von Hofmannsthal Werke, die wir bisher am Rodauner Kirchenplatz aufgeführt haben und neuerlich in kurzen szenischen Lesungen auf die Bühne bringen, um dann darüber ins Gespräch zu kommen: Mit Mitwirkenden der bisherigen Aufführungen, mit Expert:innen und mit dem Publikum.

Sonntag 31. August 10.30 Uhr
Open-Air-Bühne am Rodauner Kirchenplatz (Ende ca. 12.15 Uhr)
Die Tickets kosten 10 Euro. Für Getränke und Speisen ist an unserem Theaterbuffet gesorgt.

Tickets bitte hier kaufen.

Hugo von Hofmannsthal 1910

Hofmannsthal und das Rodauner Theater

Kann man in Rodaun Theater spielen, ohne auf das umfangreiche Werk Hugo von Hofmannsthal zu blicken, der im Schatten der Rodauner Bergkirche gewohnt und viele seiner Texte verfasst hat? Kann man nicht, war die Antwort, als das Rodauner Theater 2019 gegründet wurde.

Die Aufführung des Rosenkavaliers 2023: HOFMANNSTHAL (Marcus Marschalek) und STRAUSS (Gernot Maxa)diskutieren in der Rahmenhandlung über ihr Werk.

Durch unser Sommertheater wollen wir dem Schaffen dieses großen Poeten gedenken. Selbst wenn in den Aufführungen regelmäßig auch andere Autoren zur Aufführung kommen, weil unser Blick in die Welt heute ein anderer ist, auch sein muss; der Geist Hofmannsthals schwebt über allem, durchwirkt unser Schaffen, ist und bleibt, hier, wo er sein Werk schuf, ein höchst brisanter Referenz-Punkt.

Hugo von Hofmannsthal in seinem Arbeitszimmer im „Hofmannsthalschlössl“ und im Freibad in Rodaun.

Beim Rodauner Theater Sommer 2025 soll Hugo von Hofmannsthal in einer Matinee vor den Vorhang geholt werden und seine bisher vom Rodauner Theater zur Aufführung gebrachten Werke diskutieren werden.

Es geht uns um das Vermächtnis Hugo von Hofmannsthals. Dieses wollen wir, hier, oberhalb des Hofmannsthal-Schlössl am Rodauner Kirchenplatz, mit einer Matinée vor unserem Publikum darstellen. Es geht darum, einen vertieften Einblick in das Theaterwesen und die Bedeutung von Theater auch für unser zeitgenössische Kunstschaffen zu gewinnen.

Spannende Fragen und tiefe Abgründe

Wir lassen Sie, verehrtes Publikum, teilhaben an spannenden Fragen, die sich allen Beteiligten stellen, sobald die Entscheidung steht, welcher literarische Stoff zur Aufführung kommen soll. Wie vollzieht sich die Annäherung an einen – meist historisch angelegten – Stoff? Was gilt es dabei zu beachten? Und wenn jene Fragen, denen Hofmannsthal und seine Zeitgenossen vor hundert Jahren nachzugehen suchten, heute nicht mehr jene Dringlichkeit aufweisen, sollten sie nicht doch bewahrt und bedacht werden? Welche Fragen würden den Stoff, um den es geht, heute überspannen? Ja, an welche Abgründe gerät man notwendigerweise mit dieser Auseinandersetzung? Durch diese geht jeder Theaterschaffende; wir können davon reichhaltig berichten. Und werden die Matinée damit füllen.

Die Open-Air-Bühne des Rodauner Theater Sommers bei der Aufführung von Hofmannsthals „Der Schwierige“ 2023.

Es ist selbstverständlich unser Anliegen für Theater zu werben, (Schauspiel)Freunde und Talente zu begeistern und ihnen Auftritte zu ermöglichen – deshalb auch unser Kindertheater -, an weiteren Stücken zu arbeiten; kurz, um Rodaun als gut besuchte Spielstätte weithin im jährlichen Theaterkreis zu etablieren. Hierzu soll uns und Ihnen, liebe Theaterfreunde, unsere diesjährige Matinée dienen. Herzlich willkommen dazu!

Hofmannsthals Talent für Poesie und Sprache

Hugo von Hofmannsthal und seine Werke sind in wenigen Worten nicht zu beschreiben. Zu groß die Spannbreite seines Schaffens. Geboren 1874 als Hugo Laurenz August Hofmann, Edler von Hofmannsthal, mitten hinein in die Wirtschaftskrise Wiens, bekannt als Gründerkrach 1873, in dem viele bürgerliche Familien ihren erst vor wenigen Generationen erworbenen Wohlstand und Privilegien wieder verloren. Hugo von Hofmannsthal war gezwungen, für sich und seine Familie eigenes Geld zu verdienen.

Hofmannsthals Mysterienspiel „Jedermann“ als frauJEDERmann 2021 und 2022 in der Rodauner Inszenierung vor der Bergkirche am Rodauner Kirchenplatz.

Früh entschied er sich dazu, seine klassische, umfassend bildungsbürgerliche Talente für die Poesie der Sprache einzusetzen. Als junger Mann, kaum 17jährig, unter dem Pseudonym LORIS, fand er einen Platz in der Literaten- und Künstler-Gruppierung Jung Wien, schrieb zunächst Gedichte, später sehr eigene Versionen griechischer Dramen, die klassischen Tragödien von Sophokles‘, Euripides‘ und Aischylos‘, die er genuin mit psychoanalytischer Bildsprache aus der Seelenforschung der Wiener Schule um Freud, Adler und Frankl durchtränkte, sich und sein Werk jener Zeit stets kommentierend.

Die Rodauner Inszenierung des Rosenkavaliers siedelt den Text in einer Filmproduktionsfirma an, die einen Rosenkavalier-Film dreht

Dann seine glanzvollste Zeit, die Zeit der Libretti für die deutschen aber auch internationalen Opernbühnen seiner Zeit, die innig verknüpft ist mit der fruchtbaren Zusammenarbeit mit einem ebenso forschen wie künstlerisch bereits etablierten Komponisten Richard Strauss. Hofmannsthal, als Gegenspieler ruhig und diskret, niemals so polternd wie Strauss, liefert Texte wie auf Bestellung. Es ist eine Zusammenarbeit, die die deutschen Opernbühnen jener Zeit prägen und verändern wird. Bereits mit seinem bekanntesten Werk, das Libretto zum Rosenkavalier, erhalten seine Stücke jene Anmut und besonnene Leichtigkeit, für die Hofmannsthal bis heute, jenseits des Mysterienspiels  Jedermann der Salzburger Festspiele, bekannt und beliebt ist.

Vom Text zur Körperlichkeit

Hier in Rodaun wollen wir mit einer Matinée unser interessiertes Publikum mit dem „Vorspiel“ kurzer Sequenzen aus unseren bisherigen Produktionen „enflammieren“ und Einblick verschaffen, wie aus einem erstmals gelesenen Text, die zunächst „stumme“ Rolle nach und nach „körperlich“ wird, und schließlich als Spielfigur von der Bühne spricht, quasi Amalgam geworden aus Schauspieler und „sprechendem“ Text.

Hofmannsthals „Der Schwierige“ 2024 am Rodauner Kirchenplat. DER SCHWIERIGE (Marcus Marschalek) und ANTOINETTE (Bettina Schimak)

Lassen Sie sich verzaubern. Es warten Informationen, Zitate und Texte auf sie, die Potential haben, Konfusionen aufleben zu lassen, dabei die Herzen zu heben um schließlich in warmen Applaus zu münden.

Hans Karl über Clown Furlani in seiner Komödie „Der Schwierige“: „Er spielt seine Rolle: Er ist der, der alle begreifen, der allen helfen möchte und dabei alles in die größte Konfusion bringt.“

Probenarbeit zu Der Schwierige. HANS KARL BÜHL (Marcus Marschalek) CLOWN FURLANI (Christian Kenngott)

und später noch einmal: 

„Es ist unmöglich, den Mund aufzumachen, ohne die heillosesten Konfusionen anzurichten!“

Trotz aller Konfusionen will eine Komödie, dass sie in Liebe endet. Aus der alles hervorgeht, bei Der Schwierige jedoch erstaunlich „illusionslos“. Hans Karl muss das schließlich konzedieren: „Was für ein Zauber in dir ist. […] Du machst einen so ruhig in einem selber.“

Und Hugo von Hofmannsthal selbst  bekennt:

„Mein eigener Versuch ,österreichisch-ungarische‘ Geistesart auszuprägen: die eigentümliche Mischung von Selbstgefühl und Bescheidenheit, sicherem Instinkt und gelegentlicher Naivität, natürlicher Balance und geringer dialektischer Fähigkeit, all dies, was die Wesensart des Österreichers ausmacht, in Erscheinung zu bringen, spricht ebenso deutlich in meinen Lustspielversuchen, wie dem ›Rosenkavalier›, dem ›Schwierigen‹, die gar nichts sind, wenn sie nicht Dokumente der österreichischen Lebensart sind […]“

Tickets für die Matinee können Sie hier online um 10 Euro kaufen.

Wir freuen uns auf Sie bei unserer Martinée!